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Toni, 33 Jahre

eine illustrierte männliche Figur hält einen Fussball in der Hand

Kannst du dich kurz vorstellen?
Ich heiße Toni, bin 33 Jahre alt und komme aus Hamburg. In meiner Freizeit mache ich viel Sport, am liebsten gehe ich ins Fitnessstudio und spiele Fußball. Außerdem lese ich gern Zeitung und schreibe Geschichten. Eine davon wurde sogar schon in der ABC-Zeitung veröffentlicht.

Was kannst du besonders gut?
Autofahren.

Und was fällt dir schwer?
Die deutsche Grammatik und das Lesen und Schreiben. Ich bin zwar hier aufgewachsen, aber nach der vierten Klasse nicht mehr in die Schule gegangen.

Wie kam es dazu?
Ich hatte einfach keine Lust, in die Schule zu gehen. Meine Eltern haben mir immer gesagt, dass Bildung wichtig ist, aber ich habe das damals nicht gesehen. Dazu kam, dass ich die falschen Leute kennengelernt habe. Irgendwann haben dann sowohl meine Eltern als auch die Lehrerinnen und Lehrer aufgegeben.

Hast du schon woanders versucht, besser lesen und schreiben zu lernen?
Ja, ich war schon einmal bei einem Kurs in der Volkshochschule. Aber der fand nur zwei Mal in der Woche für 1,5 Stunden statt. Das hat mich nicht weitergebracht.

Wie bist du zu uns ins Lern-Angebot gekommen?
Ich habe einen alten Freund am Hauptbahnhof wiedergetroffen. Mit ihm habe ich früher die Schule geschwänzt. Heute ist er wohnungslos. Das hat mich schockiert und wachgerüttelt.

Ich hatte noch nie einen guten Arbeitsplatz. Zuletzt habe ich in einem Schreibwarengeschäft gearbeitet. Das Gehalt und auch die Stimmung dort waren nicht gut. Nachdem mein Chef bemerkt hat, dass ich Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben habe, hat er mich fertiggemacht und wollte mir kündigen. Mein bester Freund hat mir in den Hintern getreten und gesagt, dass ich endlich besser lesen und schreiben lernen soll.

Dann habe ich meinen Mut zusammengenommen und meiner Betreuerin bei der Agentur für Arbeit erzählt, dass ich nicht gut lesen und schreiben kann und es gerne besser lernen möchte. Sie hat mich dann an die KOM verwiesen. Ich wollte am liebsten Einzelunterricht haben. Deshalb hat mich die Dame von der KOM an Neu Start Arbeit verwiesen. Da ich hier mit der Einzelförderung starten konnte und eine Lernbegleitung habe.

Warum wolltest du gern Einzelunterricht haben?
Niemand außer meinem besten Freund weiß davon, dass das Lesen und Schreiben mir schwerfällt. Nicht mal meine Eltern. Es ist mir einfach peinlich und ich habe Angst davor, wie meine Freunde und Familie darauf reagieren würden. Ich habe immer Angst, dass jemandem meine Schwierigkeiten auffallen. Als ich bei der KOM zum Gespräch war, habe ich einen Verwandten getroffen. Der fragte mich, was ich denn hier mache. Ich habe gestammelt, dass ich im falschen Raum sei und bin sofort gegangen.

Was gefällt dir an unserem Lern-Angebot?
Die Lehrerinnen und Lehrer hier sind super. Sie erklären gut, unterstützen bei allen Themen und nehmen mich ernst. Ich hatte anfangs Bedenken, weil ich in der Gruppe lernen musste. Aber ich bin froh, dass ich mich getraut habe.

Gibt es etwas, das wir noch besser machen können?
Nein, es gefällt mir wirklich sehr gut hier und das Lernen macht mir Spaß. Ich kann allen Menschen, die überlegen, besser lesen und schreiben zu lernen, nur raten, sich einfach zu trauen.

Was hat sich für dich verändert, seit du besser lesen und schreiben kannst?
Ich bin selbstbewusster geworden. Und auch selbstständiger. Früher hat zum Beispiel mein bester Freund für mich Nachrichten in Dating-Apps beantwortet. Das war mir total unangenehm.

Und ich habe eine Perspektive für mein Leben erarbeitet. Ich bin noch nicht am Ziel und möchte vor allem im Schreiben noch besser werden. Aber ich weiß jetzt, wie und dass ich das schaffen kann.

Wie geht es für dich nach unserem Lern-Angebot weiter?
Ich beginne im August eine Qualifizierung zum Busfahrer bei den Verkehrsbetrieben Hamburg Holstein. Und ergänzend werde ich weiter lesen und schreiben lernen. Ich hoffe sehr, dass das Lern-Angebot weiterfinanziert wird.

Das ist ja toll! Wie kamst du auf die Idee?
Mein Nachbar arbeitet dort und hat viel Gutes darüber erzählt. So kam bei mit der Gedanke auf, dass das etwas für mich sein könnte. Denn ich liebe Autofahren und habe Erfahrung in der Arbeit mit Kundinnen und Kunden. Ich habe das dann auch mit meinen Lehrerinnen und Lehrern hier besprochen und sie haben mich im Bewerbungsprozess unterstützt. Es ist super gelaufen und freue mich sehr darauf, dass es endlich losgeht.