Grundbildungs-Befragung bei der hamburger arbeit

Das Projektteam der hamburger arbeit, das regelmäßig im Auftrag der Behörde für Soziales, Arbeit und Integration Erhebungen durchführt, hat eine Befragung zum Thema Grundbildung initiiert. Über die Themenwahl freuen wir uns natürlich sehr und führen sie nicht zuletzt auf unser kontinuierliches Engagement und die stetige Sensibilisierung bei unserer Kooperationspartnerin zurück.

Folgende Leitfragen wurden im Vorfeld formuliert:

  • Wie viele Klient:innen der hamburger arbeit GmbH haben Schwierigkeiten mit dem Lesen und Schreiben?

  • Warum werden bestehende Beratungs- und Lernangebote nicht genutzt?

  • Wie können Beratungsangebote der hamburger arbeit verbessert und an die individuellen Bedarfe der Zielgruppe angepasst werden?

Methodik

Als Gesprächs-Grundlage diente ein Interview-Leitfaden in einfacher Sprache, den das Projektteam gemeinsam mit Neu Start Arbeit erstellte. Zwischen Januar und April 2024 führten die Kolleginnen des Projektteams insgesamt 55 Interviews. Von diesen fanden 27 telefonisch statt, zwölf am Standort Eilbek, elf in Billstedt, drei in Bergedorf und zwei in Eimsbüttel. Bei der Auswahl der Interview-Partner:innen wurde keine Vorauswahl bezüglich der Kompetenzen im Bereich Literalität getroffen.

Ergebnisse

Die Lese- und Schreibkompetenzen wurden durch eine Selbsteinschätzung der Befragten ermittelt. Lese- und Schreibschwierigkeiten werden dann angenommen, wenn sich eine Person bei der Selbsteinschätzung entweder im gelben oder roten Bereich einschätzt oder in der Schulzeit von Schwierigkeiten im Erwerb von Lesen und Schreiben berichtet.

Nach dieser Definition ergeben sich folgende Verteilungen:

  • 53 % (29 Personen) schätzen sich beim Lesen im gelben oder roten Bereich ein

  • 45 % (25 Personen) schätzen sich beim Schreiben im gelben oder roten Bereich ein

  • 27 % (15 Personen) berichten von Schwierigkeiten beim Erwerb von Lese- und Schreibkompetenzen

  • auf 56 % (31 Personen) trifft mindestens eins dieser Kriterien zu

Geht man davon aus, dass Menschen mit großen Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben eher Vorbehalte haben an einer Befragung zu diesem Thema teilzunehmen, liegt die Vermutung nahe, dass der Anteil an Betroffenen hier eher unterschätzt als überschätzt wird.

Hinsichtlich des Systemwissens sowie der Gründe, warum Menschen nicht an Beratungs- und Lernangeboten teilnehmen, sind die Antworten sehr individuell. Interessierte können Sie hier nachlesen.

Workshop und Handlungsempfehlungen

Im Rahmen eines zweistündigen Workshops stellte das Projektteam die Befragungs-Ergebnisse Beratenden der hamburger arbeit GmbH sowie Vertreter:innen der Sozialbehörde und von Neu Start Arbeit vor. Anschließend gab es in Gruppenarbeiten die Möglichkeit, sich über die Ergebnisse auszutauschen und darüber zu beraten, wie die hamburger arbeit ihre Angebote anpassen kann, um den Bedürfnissen gering literalisierter Klient:innen besser gerecht zu werden.

Auf Basis der Ergebnisse des Workshops sowie der Erkenntnisse aus den geführten Interviews leiteten die Kolleginnen des Projektteams folgende Handlungsempfehlungen ab:

  • Erstellen eines Konzepts auf organisationaler Ebene der hamburger arbeit GmbH.

  • Einführung einer barriere-armen Kommunikation.

  • Transparenz schaffen: mehr Transparenz für alle Mitarbeitenden der hamburger arbeit zum Engagement im Bereich Grundbildung und Zusammenführung bisheriger Maßnahmen.

  • Austausch mit anderen Trägern: Literalität auch als Netzwerk-Thema sehen.

Die Handlungsempfehlungen zwei bis vier lassen sich gut in ein Gesamtkonzept zum Thema Grundbildung bei der hamburger arbeit aufnehmen, können jedoch auch einzeln stehen und so nachhaltig wirken. Perspektivisch hält es das Projektteam zudem für sinnvoll, sich gemeinschaftlich der Frage zu widmen, welche Haltung die Beratenden zum Thema Literalität haben und die Ergebnisse in das Leitbild der hamburger arbeit mit aufzunehmen.

Wir freuen uns, unsere Kooperationspartnerin auf ihrem weiteren Weg hin zur grundbildungssensiblen Einrichtung zu unterstützen.

 
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